Neujahrsempfang zum deutsch-französischen Tag am 26.01.2014

Die Deutsch-Französische Gesellschaft Budenheim (DFG) ist ganz in der Tradition des Deutsch-Französischen Tages ins neue Jahr gestartet und hat dazu gemeinsam mit zahlreichen Bürgern im evangelischen Gemeindehaus gefeiert, darunter auch der Stellvertretende Generalkonsul Frankreichs, Stanislas Mrozek, und Bürgermeister Rainer Becker. Die DFG-Präsidentin Lilli Maier begrüßte die gut 50 Gäste im Saal und überbrachte Grüße aus Budenheims Partnerstadt Eaubonne. Mit Blick auf das vereinte Europa gab sie zu bedenken, dass es auch Rückschläge zu verkraften gelte – etwa in punkto darauf, wie schwierig es gerade für die kleineren Vereine geworden sei, EU-Fördergelder zu akquirieren, damit auf ehrenamtlicher Basis weiter gemeinsame Austauschprogramme mit dem Partnerland Frankreich auf die Beine gestellt werden können.

Mit dem fröhlichen Lied „Salut, ca va“ von Schülerinnen und Schülern aus den Französischklassen von DFG-Vorstandsmitglied Doris Kette ging es weiter im Programm. Vize-Generalkonsul Stanislas Mrozek übermittelte Grüße der französischen Generalkonsulin Sophie Laszlo und erinnerte daran, dass sich 2014 der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal jährt. Zahlreiche Veranstaltungen, Ausstellungen und Vortragsreihen werden dazu in Rheinland-Pfalz zur Erinnerung stattfinden. Der „Große Krieg“, wie die Engländer und Franzosen sagen, markierte eine Zeitenwende mit unüberschaubaren politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Folgen. „Er fordert unsere Freundschaft heraus, die Vergangenheit zu bewältigen“, sagte Mrozek. Deswegen müsse die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg auch Anlass zu einem europäischen Dialog und einem Dialog über Europa sein. „Es liegt an Ihnen als Verein, sich als feste Säule der deutsch-französischen Beziehungen darzustellen. Die DFG ist eine ausgewählte Mittlerin für die Initiativen unserer beiden Länder.“ Mrozek wünschte der DFG „ein aktives Jahr mit großem Publikum“.

Zum diesem Gelingen beigetragen hat sicher der Vortrag über die ganz persönliche Tour de France des Reisebuchautors Thomas Bauer aus Tutzing. Er hat Frankreich einmal umrundet – auf einem quietschgelben Postfahrrad, genauso einem Modell, wie es Dany Boon im Kinohit „Willkommen bei den Sch’tis“ fuhr.

Bauer, 1976 in Stuttgart geboren, ist seit seiner Kindheit eng mit Frankreich verbunden: Er lebte ein Jahr in Paris, wanderte einen Monat lang auf Jakobswegen durch Südfrankreich und hat unseren westlichen Nachbarn über vierzig Mal besucht. Er ist Sänger und Gitarrist der französisch singenden Band mariposa. Inzwischen arbeitet er für das Goethe-Institut in München.

Vor seiner Frankreich-Umrundung per Postrad fuhr er unter anderem mit einer Fahrradrikscha durch fünf asiatische Länder, sauste auf dem Hundeschlitten durch Grönland, folgte der Donau in einem Paddelboot zum Schwarzen Meer, war monatelang in Südamerika unterwegs und erspähte im Himalaya-Gebirge einige der letzten freilebenden Schneeleoparden. Den Jakobsweg zur spanischen Westküste pilgerte er ganz klassisch vom Bodensee aus zu Fuß.

Bauer hat jede Menge Anekdoten parat aus der Zeit vor drei Jahren, als er mit Zelt und 45 Radwanderkarten sowie Schokokeksen „in unvernünftiger Menge“ im Gepäck die Hafenstadt La Rochelle im Westen Frankreichs als Startpunkt auswählte und 45 Tage später nach 4000 Kilometern dort wieder ankam. Für die Tour kreuzte er durch 15 verschiedene Regionen im Nachbarland, hatte dabei acht Kilo Gewicht verloren „und auch einige Vorurteile“, so erzählt er schmunzelnd.

Im Wechsel trägt er teils eigens komponierte Lieder auf der Gitarre vor und liest Textpassagen aus seinem Buch „Frankreich erfahren – Eine Umrundung per Postrad“. Die sehr persönlichen Eindrücke seiner Tour von La Rochelle über die Pyrenäen, die Provence, wieder hoch ins Elsass, quer rüber in die Normandie und die Bretagne bis zurück nach La Rochelle finden gleich Gefallen bei den Zuhörern.  Der Anziehungskraft Frankreichs ist er längst erlegen, gibt er zu. Späterer Wohnortswechsel in das Land des Savoir-vivre nicht ausgeschlossen, sagt er, lacht und ergänzt: „Jetzt müssen sich meine Frau und ich nur noch einig werden, ob es mal eine Stadt am Atlantik wird, wo man segeln kann, oder die Region Rhône-Alpe im Südosten.“ Aber bis es soweit ist, hat der Münchner noch viele Reiseziele im Kopf. Ein Traum von ihm ist es, Afrika zu durchqueren. Oder Mittelamerika zu bereisen. Aber mit welchem Vehikel, das hat er nicht verraten. Beate Schrader