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25 Jahre Rückblick von 1970 bis 1995

An einem Donnerstag Abend des Jahres 1970 zog es ein halbes Hundert Budenheimer in Richtung Schule. Es war der 3. September 1970. Eine deutsch-französische Gesellschaft sollte gegründet werden.

Zwei Jahre sind es jetzt her, dass Eaubonne und Budenheim eine Partnerschaft eingegangen waren. Lebhafte Aktivitäten hatten sich zwischen den beiden Gemeinden entwickelt, aber vieles schien nicht gut vorbereitet zu sein oder die Beteiligten zeitlich und arbeitsmäßig zu überfordern. Deshalb entschlossen sich im Frühjahr die Eaubonner Freunde, eine Art Dachgesellschaft zu gründen, die alles ein wenig koordinieren sollte.

Die Budenheimer verfolgten eine andere Idee. Man wollte eine klare Trennung zwischen den Aufgaben des Rates und der Verwaltung und den Interessen der frankophilen Bürgerinnen und Bürger; allerdings sollte eine Zusammenarbeit dort, wo sie notwendig erschien, stattfinden. Der Gemeinderat empfahl seinen Repräsentanten, Mitglied der zu gründenden Gesellschaft zu werden, sich aber aus den Gremien herauszuhalten, damit interessierte Bürgerinnen und Bürger unbeeinflusst ihre Vorstellungen entwickeln könnten. Und so entwickelte sich unter Vorsitz von Bürgermeister Erwin Renth eine lebhafte Diskussion über Ziele und Aufgaben einer deutsch-französischen Gesellschaft. Man unterstützte die Förderung der Beziehungen zwischen Eaubonne und Budenheim, wollte sich aber auch der Verbesserung des deutsch-französischen Verhältnisses annehmen. Dazu sollten Vorträge, Kontakte zu französischen Einrichtungen und auch Reisen in das Partnerland dienen. Um sprachliche Barrieren abzubauen, plante man Sprachkurse und für die bereits mit der französischen Sprache Vertrauten, einen Konversationszirkel einzurichten. Die Geselligkeit sollte ebenfalls nicht zu kurz kommen, kurz gesagt, man steckte voller Pläne. Zunächst galt es aber, die Gesellschaft zu gründen und ihre Organe zu schaffen, damit die Pläne in die Wirklichkeit umgesetzt werden konnten.

Laut Gründungsprotokoll entschlossen sich 48 Anwesende zur Gründung der Gesellschaft und erklärten ihren Beitritt. Als Namen wählte man die folgende Bezeichnung: „Deutsch-französische Gesellschaft Budenheim e.V. – Club Eaubonne“. Diesen Namen trägt die Gesellschaft noch heute. Unklarheit herrschte zunächst darüber, ob das Führungsgremium Präsident, Schatzmeister, Generalsekretär etc. heißen sollte, entschied sich dann aber doch für die bescheidenere Bezeichnung 1. Vorsitzender, Kassierer, Schriftführer usw. Eine gewisse Sorge, die Gesellschaft könnte zu exklusiv wirken und die Budenheimer abschrecken, wirkte dabei mit. Erst einige Jahre später entschloss man sich zu einer Änderung der Satzung, um mit den französischen Freunden gleichzuziehen, aber auch um mit den übrigen deutsch-französischen Gesellschaften in der Bundesrepublik vergleichbare Bezeichnungen zu verwenden.

Unter Leitung des 1. Beigeordneten der Gemeinde, Hans-Jürgen Born, erfolgte die Wahl des 1. Vorstandes der Gesellschaft. Er setzte sich wie folgt zusammen:

1. Vorsitzender: Fritz Stein
2. Vorsitzender: Karl Runkel
Schriftführer: Günter F. Hattemer
Kassierer: Wolfgang Michal
Beisitzer: H. St. Bootz
Martin Hensel
Lotte Voss
Ingeborg Krause

Als Revisoren bestimmte man Helga Hellriegel und Wolfgang Bungert. Die Namen der Gründungsmitglieder sollen aus gegebenen Anlass nicht verschwiegen werden.

Gründungsmitglieder: verstorbene Gründungsmitglieder: Gründungsmitglieder, die noch heute dem Vereinangehören:
Bootz, H. St Born, Hans-Jürgen Born, Erna
Bungert, Wolfgang Brednich, Josef Buchmeier, Inge
Dobrostanski, Marianne Dobrostanski, Reiner Heinrich, Edmund K.
Hattemer, Günter Ensel, Hans-Dieter Hercher, Gerda
Hellriegel, Helga Ensel, Luitgard Hoock, Wilhelm
Hensel, Irene Försch, Johann (Schneider), Ernst, Heidi
Hupke, Kurt Heinrich, Albert
Hupke, Helga Hensel, Martin
Karger, Heinz Hercher, Eugen
Kern, Heinz Klein, Anton
Koch, Hermann Michal, Wolfgang
Krämer, Hans-Joachim Renth, Erwin
Krause, Otto Runkel, Irma
Krause Ingeborg Schmitt, Martin
Melquiot, Ruth Stein, Fritz
Müller, Gerhard Streuber, Franz
Neumann, Irmgard Dr. Streuber, Maria
Neumann, Franz, Dr. Voss, Lotte
Runkel, Karl Wolf, Peter
Veyhelmann, Horst Maier, Lilli

Der neu gewählte 1. Vorsitzende, Fritz Stein, dankte allen Beteiligten und skizzierte noch einmal die Aufgaben und versprach, dass der Vorstand sich mit Feuereifer an die Arbeit machen werde. Bürgermeister Erwin Renth sagte zu, dass der Gemeinderat und die Verwaltung die Arbeit der DFG in jeder Hinsicht unterstützen werden. Die erste Vorstandssitzung am 10. Dez. 1970 befasste sich, wie nicht anders zu erwarten, noch weitgehend mit Satzungsfragen und gesetzlichen Auflagen bei der Gründung eines Vereins. Aber erste Überlegungen einer praktischen Zusammenarbeit mit dem Volksbildungswerk kamen auf, ebenso die Organisation von Sprachkursen, und natürlich versuchte man die Beziehungen zu Eaubonne und den dortigen Freunden zu festigen. Durch die Bildung von Arbeitsgruppen hoffte man gezielter arbeiten zu können. Neben den schon genannten Punkten, bildeten die Mitgliederwerbung und die Jugendarbeit weitere Schwerpunkte der Arbeit. Die ersten Jahre nach Gründung der Gesellschaft verdeutlichten, neben all der Begeisterung in der Sache, dass die vielfältigen Aufgaben von dem noch zahlenmäßig kleinen Kreis der Mitglieder nicht oder nur schwer bewältigt werden könnten. Schon in diesen Jahren tauchte ein Problem auf, das noch heute Schwierigkeiten bereitet: Die unterschiedliche Konstruktion der beiden Gesellschaften in Eaubonne und Budenheim. Der Partnerclub wird finanziell von der Stadt Eaubonne getragen, steuert dafür alle Aktivitäten der Eaubonner Vereine und steht in der Verantwortung des für die Partnerschaft zuständigen Beigeordneten Eaubonnes. In Budenheim kümmert sich der Partnerschaftsausschuss des Gemeinderates um die offiziellen Kontakte, die Vereine selbständig um ihre Belange; die DFG soll nach dem Willen ihrer Mitglieder mehr die familiären Kontakte fördern und daneben Frankreich in allen Facetten den Mitgliedern näher bringen.

Es scheint verständlich, dass der Vorstand dieser Jahre sich schwer tat, seinen Weg zu finden. Dennoch, – die ersten zarten Pflänzchen entwickelten sich. Die Sprachkurse waren gut besucht. Treffen mit den französischen Partnern verlaufen erfolgreich, und auch die Freunde des Boule-Spiels organisierten ihre regelmäßigen Treffen. Und dies nicht nur in Budenheim! Man traf sich zu gemeinsamen Wettkämpfen mit Eaubonne und auch den Nachbargesellschaften in Mainz, Wiesbaden und Umgebung. Leider gelang es nicht, in diesen Jahren einen Ausflug nach Frankreich zu organisieren, da entweder Terminprobleme auftauchten oder die Zahl der Teilnehmer zu gering war. So hofft nun alles auf das Jahr 1973, das fünfjährige Bestehen der Partnerschaft. Es wurde ein historisches Partnerschaftsfest, soviel kann man auch heute noch im Rückblick sagen. Alle die dabei waren, schwärmen noch heute von diesem einmaligen Erlebnis.

Ein Sonderzug mit ca. 300 Budenheimern begab sich auf den Weg nach Paris bzw. Eaubonne. Damals hielt der D-Zug noch auf Wunsch in Budenheim, man konnte also hier einsteigen. In Paris wurden die Wagen umgekoppelt, und eine mit deutschen und französischen Fahnen geschmückte Lokomotive zog den Zug unter lautem Pfeifen nach Enghien. Winkende, fröhliche Menschen im Zug und entlang der Fahrroute erzeugten eine erwartungsfrohe Stimmung, die durch den herzlichen Empfang in Eaubonne noch übertroffen wurde. Ein großes Sport- und kulturelles Programm brachte Deutsche und Franzosen einander näher. Höhepunkt war der Festabend, der mehr als 1000 Teilnehmer vereinte. Der Französische Senatspräsident, Alain Poher, der schon die Partnerschaft mit aus der Taufe gehoben hatte, erschien als Ehrengast und freute sich mit allen Teilnehmern über die prächtig gewachsenen freundschaftlichen Beziehungen. (Am Rande sei vermerkt, dass Alain Poher für kurze Zeit nach dem Tod des Präsidenten Pompidous bis zur Wahl eines neuen Präsidenten als französischer Staatspräsident fungierte.) Der Schwung und die Begeisterung dieses Treffens, an dem auch die meisten Mitglieder der DFG teilgenommen hatten, hallte noch lange nach. So erhöhte sich die Zahl der Mitglieder bis Ende 1973 auf 60 Personen, und die gesellschaftlichen Kontakte nahmen zu; sogar ein gut besuchter Tanzabend fand statt, der viel Anklang fand. Die Pläne für eine Elsass-Fahrt reiften, – da platzte die Nachricht vom Tode des 1. Vorsitzenden, Herrn Stein, in die Aufbruchstimmung. Direktor Stein, der am 01.01.1974 starb, hatte mit sehr viel persönlichem Engagement den Club durch die schwierigen Anfangsjahre geführt und ihm durch seine vielfältigen Kontakte sehr geholfen. Betroffen blickte man auf die begonnenen Arbeit, – aber es musste weitergehen. Tatsächlich fand man mit Martin Schmitt ein Nachfolger, der die Herausforderung erfolgreich annahm. Martin Schmitt gehörte zu denjenigen, die die ersten Kontakte zu Eaubonne hergestellt hatten. Er sah sich in der Verpflichtung, die Arbeit der DFG erfolgreich weiterzuführen. Zahlreiche Vorstandssitzungen unterstreichen diese Absicht. Die Clubabende werden über die reine französische Konversation hinaus durch aktuelle Themen angereichert. Man versprach sich einen besseren Besuch. Im Februar 1975 kommt eine große Gruppe aus Eaubonne nach Budenheim, um die Fastnachtstage in Mainz zu erleben. Traditionsgemäß werden alle Gäste privat untergebracht. 3 Tage (und Nächte) genießen Deutsche und Franzosen den Straßenkarneval und Maskenbälle. Die Eaubonner Freunde staunen über den rheinischen Frohsinn, die Farbenpracht der Umzüge und beschließen, auch in den kommenden Jahren zum Karneval nach Mainz zu kommen. Ein Besuch des Budenheimer Blütenfestes ist ebenfalls zur schönen Selbstverständlichkeit geworden. Natürlich fuhren auch die Budenheimer regelmäßig nach Eaubonne, privat oder als Verein.

Die Turngemeinde Budenheim unter ihrem rührigen Vorsitzenden, Werner Hanke, leistet dabei Phänomenales bis zum heutigen Tag. Zwischen 60-100 Teilnehmer treffen sich jährlich 2-mal in Budenheim und Eaubonne zu Sportfesten, aber auch einem großen kulturellen Programm, um „Land und Leute“ kennenzulernen. Die DFG stand dem nicht nach und konnte bei den jährlichen Partnerschaftsfesten eine ähnlich große Zahl an Begegnungen realisieren. Anfangs standen neben den persönlichen Kontakten und dem gemeinsamen Abend mit Diner und Tanz die Besuche der französischen Hauptstadt im Vordergrund. Zwischenzeitlich hat man begonnen, die Umgebung von Paris zu erkunden. Ungezählte Unternehmungen führten die Partner gemeinsam durch. Besonders schöne Erinnerungen verbinden sich mit Chantilly, Rouen, den Dörfern und Städten der Vallée d’Oise und des Vexin. Vergnüglich und lehrreich die Besichtigungen in Giverny, dem ehemaligen Wohnsitz von Claude Monet, aber auch in Auvers, wo Vincent van Gogh lebte und starb. Natürlich interessierten sich unsere Freunde auch für die Landschaft, in der wir leben. So führten zahlreiche Ausflüge natürlich auf dem Rhein in das romantische Rheintal, das schon so viele Franzosen begeisterte und das Victor Hugo so herrlich beschrieb. Die Pfalz, der Odenwald, der Hunsrück und Rheingau samt Taunus (Hessenpark) mit ihren Sehenswürdigkeiten und natürlich Mainz und Wiesbaden waren ebenso gefragte Ziele. Doch kommen wir zurück zur Entwicklung der Gesellschaft. Die zahlreichen Besuche aus Eaubonne, aber auch der Budenheimer in Eaubonne hatten zu einer intensiveren großen Vertretung des Gedankens der deutsch-französischen Freundschaft geführt, und so konnte es nicht ausbleiben, dass Herr Schmitt am Ende seiner Amtszeit 1976 feststellen konnte, dass die Gesellschaft auf einem guten Wege sei und zwischendurch 96 Mitglieder zählte. Wolfgang Michal, der nun für einige Jahre das Zepter übernahm, versprach, sich zusammen mit seinen Vorstandskollegen dafür einzusetzen, dass Sprachkurse, Konversationszirkel und die gesellschaftlichen Kontakte noch ausgebaut würden. Besonderen Wert legte er auf die Kontakte zu den Nachbargesellschaften, die auch über die „Vereinigung Deutsch-französischer Gesellschaften“, (der man inzwischen beigetreten war), gefördert werden sollte. Die Jahre von 1976 bis 1982 waren fruchtbare Jahre, die einher gehen mit der Festigung der Basis, die aber auch eine Vielzahl von Höhepunkten aufweisen. Als Beispiel möge das 10-jährige Bestehen der Partnerschaft dienen In großem Rahmen wurde in Budenheim gefeiert. Etwa 300 Eaubonner Gäste genießen bei herrlichem Wetter die Festtage. Ein dicht gedrängtes Programm lässt Gäste und Gastgeber noch freundschaftlichere Kontakte knüpfen. Der Festabend, der nahezu 1000 Personen vereint, ist ebenso ein voller Erfolg wie der Festzug, der sich am Sonntag durch Budenheim bewegt. Folklore- und Musikgruppen umrahmen die Festwagen und bilden einen ansprechenden Anblick.

Von diesem Ereignis gehen positive Impulse aus, die sich in einem Anwachsen der Mitgliederzahlen auf nunmehr 120 Personen niederschlagen. 1978 werden Bürgermeister Petit, Bürgermeister Renth und Monsieur Gilbert zu Ehrenmitgliedern ernannt, was eine starke Resonanz bei den Mitgliedern findet. In den nächsten beiden Jahren kommen Madame Le Coniac und Madame Rault hinzu, was ebenfalls auf große Zustimmung stößt. Das Jahr 1979 ist gekennzeichnet von einem großen Mitgliederzuwachs auf 141 Personen, was unter anderem auf eine große Werbeaktion zurückzuführen ist. Die Gesellschaft entwickelt sich prächtig und versucht unter den gewohnten Aktivitäten sich innerhalb des Straßenfestes und am Rande des Blütenfestes darzustellen. Große Erfolge feiern in dieser Zeit auch die Boulisten. Unter Wolfgang Michal zeichnen sich hierbei A. Heinrich, H. Hoffmann und B. Matt aus. Zahlreiche Turniere im Inland, aber auch die Teilnahme an Turnieren in Eaubonne werden mit Erfolg absolviert. Die Aktivitäten der DFG in den 70er Jahren beginnen sich nun zu normalisieren, was auch für eine breite Akzeptanz spricht. Beim Ausscheiden von W. Michal aus dem Amt des Präsidenten hat die Gesellschaft nach einem Zwischenhoch von 151 Mitgliedern noch 138 Mitglieder. W. Michal, der sein Amt aus beruflichen Gründen aufgeben muss, empfängt lebhaften Dank für seine unermüdliche Arbeit, die die DFG zu einer festen Größe in Budenheim werden ließ. In seine Fußstapfen trat nun Anfang 1982 Hans-Jürgen Born, der dieses Amt bis Ende 1993, also 12 Jahre innehaben sollte. In dieser langen Zeit konnte er sich auf die Unterstützung von Vorstandsmitgliedern, wie Heidi Schneider, Hans Hoffmann und Helmut Bergmann verlassen, die dem Vorstand von 1977 bzw. 1978 bis heute angehören. Nicht vergessen werden sollte aber der tatkräftige Einsatz von Ulrike Biegler, Lilli Maier und Hans-Dieter Groben, die neben anderen, engagierten Mitgliedern den weiteren Aufschwung der DFG erwirkten. Hans-Jürgen Born sieht sich als erstes vor die Aufgabe gestellt, den Mitgliederrückgang aufzuhalten und die finanzielle Seite der DFG zu konsolidieren. Im Rückblick kann gesagt werden, dass dies gelungen ist. Die Ansprache früherer Mitglieder und eine intensive Werbung brachten einen erfreulichen Zuwachs an neuen Mitgliedern; am Ende der Amtszeit von H. Jürgen Born waren es rd. 180. In den 80er Jahren versucht der Vorstand mit einigem Erfolg die Sprachkurse zu intensivieren. Neue Lehrmethoden und Lernmittel bringen neue Interessenten. Mit Stolz kann darauf hingewiesen werden, dass z.B. ein Kurs für Fortgeschrittene seit nunmehr 10 Jahren besteht, – mit denselben Teilnehmern und gelegentlichen Neulingen. Ein durchaus seltenes Ereignis!

Die Sprachkurse konnten im übrigen mit der Zeit ausgebaut werden und bilden eine wichtige Grundlage, um „Land und Leute“ besser kennen zulernen und vor allem zu verstehen. Ein kleiner Wermutstropfen fiel allerdings vor einigen Jahren in den Becher. Nachdem die Gemeinde beschloss, keine Vereine mehr die Nutzung der Schulräume zu gestatten, mussten die Kurse in Zusammenarbeit mit dem Volksbildungswerk ausgerichtet werden. Aber Dank des guten Verhältnisses zum Volksbildungswerk konnte diese Hürde leicht genommen werden, die Schulräume sind weiter benutzbar. Überhaupt nahmen im Laufe der 25 Jahre seit dem Bestehen der DFG „hüben und drüben“ die Verständigungsprobleme erheblich ab, wobei es eine altbekannte Tatsache ist, dass Deutsche eher geneigt sind, eine Fremdsprache zu lernen. Das heißt aber nicht, dass unsere Freunde in Eaubonne nicht ebenfalls fleißig dabei sind, ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen. Neben den unbestrittenen Erfolgen der Arbeit in den 80er Jahren gab es auch immer wieder Rückschläge. Die Einführung eines Jour fix scheiterte nach ein paar Jahren wegen mangelnder Beteiligung ebenso wie die Aktivitäten der Boulisten. Die Boulisten bildeten auch in den späteren Jahren eine Gemeinschaft von sehr aktiven Mitgliedern. Neben der Geselligkeit gestalteten sich regelmäßige Treffen zur Ausübung ihres Sportes sehr vorteilhaft für die Beteiligten. Immer wieder führte man Turniere durch oder beteiligte sich an Meisterschaften. Kontakte zu anderen DFG’s, vor allem aber nach Eaubonne entstanden und führten zu vielen freundschaftlichen Verbindungen. Dennoch erlahmte das Interesse auch hier nach einigen Jahren. (Es wäre wünschenswert, wenn sich wieder Interessierte zusammenfinden würden, diesen schönen Wettstreit neu zu beleben.) Natürlich gibt es noch mehr Erfreuliches zu berichten. Die Kontakte zur Vereinigung der deutsch-französischen Gesellschaften konnten ausgebaut werden. Die Teilnahme an den jährlich zwischen Deutschland und Frankreich wechselnden Kongressen zählt sicherlich zu den Höhepunkten des Jahres. Die jeweiligen Budenheimer Teilnehmer nehmen dabei durchaus aktiv an den Beratungen teil. Es wäre zu begrüßen, wenn sich noch mehr Mitglieder fänden, die bereit wären, ein Wochenende im Interesse der Sache zu opfern. Ein abwechslungsreiches Beiprogramm versüßt im übrigen die Arbeit!

Zu den Höhepunkten zählt dabei auch die Gestaltung einer deutsch-französischen Woche im Jahre 1984 in Budenheim. Mit Feuereifer wurden die Vorbereitungen getroffen und ein Programm entwickelt, das sehr abwechslungsreich ablief. Ausstellungen rundeten die Bemühungen von Seiten der DFG ab. Daneben muss der Budenheimer Geschäftswelt ein großes Lob gezollt werden. Sie beteiligte sich ohne Ausnahme an der Gestaltung dieser Woche. Entsprechende Schaufenster-Dekorationen, aber auch das Angebot französischer Produkte im Sortiment entfachte in der Bevölkerung Aufmerksamkeit auf unser Anliegen und führte letztlich dazu, daß die DFG neue Freunde fand und gestützt aus dieser Woche hervorging. Das zwanzigjährige Jubiläum der offiziellen Partnerschaft zwischen Deutschland und Frankreich konnte dadurch würdig abgeschlossen werden. Äußeres Zeichen war die Verleihung der Europafahne an die Gemeinde Budenheim und die „Verleihung der Prix France-Allemagne“ an unsere Mitglieder Bürgermeister Bopp, Altbürgermeister Renth und die Herren H.J. Born, H. Bergmann, W. Bungert und W. Hoock. Im gleichen Jahr fand im übrigen in Eaubonne das Fest zum 15-jährigen Bestehen der Partnerschaft statt. Ein großes Straßenfest brachte Hunderte von Teilnehmern zusammen und fand in unserer Partnerstadt eine gute Resonanz. Die daneben nunmehr regelmäßig jährlich stattfindenden Partnerschaftsfeste der beiden deutsch-französischen Gesellschaften in Eaubonne und Budenheim haben sich zum festen Bestandteil des Jahresprogramms der Gemeinde Budenheim entwickelt und führen immer wieder zu Begegnungen zwischen Freunden auf beiden Seiten, bieten aber auch Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen. Ein Ereignis soll daher besonders erwähnt werden. Anlässlich eines solchen Treffens wurden zwei unserer Mitglieder, Mutter und Tochter, wie üblich in einer französischen Familie untergebracht. Im Verlauf der Gespräche stellte sich heraus, dass es dieselbe Familie war, die den Vater, der vor den Nazis fliehen musste, aufgenommen hatte. Eine schützende Hand für einen Emigranten, aber nun auch der Zufall, der nach vielen Jahren beide Familien wieder zusammenführte! Man kann sich denken, dass die Emotionen hoch schlugen und es viel zu erzählen gab. Ein Spiel des Zufalls, – aber auch ein bewegendes Ereignis!

Da die runden Jahre traditionsgemäß von den beiden Partnergemeinden gestaltet werden, lag die Organisation des 20-jährigen Bestehens der Partnerschaft 1988 in den Händen der Gemeinde Budenheim. Wegen des großen Erfolgs der deutsch-französischen Woche im Jahre 1984 steuerte die DFG die Wiederholung dieser Woche als ihren Beitrag dazu an. Im Nachhinein darf man sagen: es wurde ein noch größerer Erfolg. Die Budenheimer Geschäfte zogen durchweg mit und entwickelten eigene Ideen. So hatte ein Budenheimer Bäcker einen französischen Backgehilfen eingestellt und produzierte täglich frische französische Backwaren. Die Budenheimer konnten sich an französischem Rotwein laben, der gratis ausgeschenkt wurde, z.B. in der Budenheimer Volksbank. Die Sparkasse lud zu einem Rotwein-Käseabend ein und zeigte eine Ausstellung über Victor Hugo, den großen franz. Dichter, die seiner Rheinreise im letzten Jahrhundert gewidmet war. Den Höhepunkt aus der Sicht der DFG bildete ein Chansonabend mit Nanette Scriba, der in der vollbesetzten Schulturnhalle stattfand und begeisterten Anklang fand. Natürlich muss man auch die Ausstellung des Budenheimer Bildhauers Graffé in den Räumen der Pankratiuskirche erwähnen, die ebenfalls große Zustimmung fand. Wie schon anfangs erwähnt, haben sich die jährlichen Treffen zur Tradition entwickelt und werden immer wieder dazu genutzt, um auch „Land und Leute“ noch besser kennen zulernen. Dass dies eine fundamentale Aufgabe darstellt, das Verständnis für die Lebensweise des „Nachbarn“, seine Kultur kennen zulernen und dazu beizutragen, daß sich die beiden Völker als die Mitte und der Motor Europas begreifen, bedarf keiner weiteren Erläuterung. Es scheint selbstverständlich zu sein, dass neben geschilderten Aktivitäten auch die gesellschaftlichen Kontakte der Mitglieder untereinander nicht zu kurz kommen sollen. Seit vielen Jahren bildet der jährliche Vereinsausflug der DFG Budenheim einen festen Punkt im Jahreskalender. In besonderer Erinnerung bleiben die Ausflüge nach Metz, Luxemburg, Aachen oder ins Elsass, aber auch die jährlichen Exkursionen zu den Ausstellungen nach Ingelheim. Alle Ausflüge stärkten das Gemeinschaftsgefühl und bezeugten durch die rege Beteiligung die Verbundenheit mit der Gesellschaft. Die jährlichen Rotwein- und Käseabende sind ebenfalls fester Bestandteil des Vereinslebens. Gerne frönt man den lukullischen Freuden, – die geistige Seite kommt dabei aber auch nicht zu kurz. Dichterlesungen oder Chansonabende runden den Genuss ab. Neuerdings kam nun noch das Galette des Rois hinzu. ein Treffen am Dreikönigstag, bei dem nach gewissen Spielregeln eine Königin und ein König für diesen Abend gesucht werden, ein Brauchtum, das man von französischen Freunden übernommen hat. Die Idee der neuen Präsidentin Lilli Maier, die seit 1994 die Geschicke der DFG in die Hände genommen hat. H.J. Born war nach 12 Jahren Amtszeit der Meinung, ein Nachfolger/eine Nachfolgerin mit neuen Ideen könnte neue Impulse auslösen und die Gesellschaft mit neuen Kräften in ihr Jubiläumsjahr 1995 führen. Die Mitgliederversammlung schloss sich diesen Überlegungen an und war überzeugt, mit Lilli Maier die Richtige gefunden zu haben.

Im Jubiläumsjahr 1995 geht der Blick zurück auf das Erreichte. Die DFG kann sicherlich stolz sein, die Mitglieder und ihre jeweiligen Vorstände haben die in ihrer Satzung verankerten Ziele nie aus den Augen verloren und viel für die deutsch-französischen Beziehungen getan. Wichtiger ist aber der Blick nach vorn! Es gilt unsere Jugend in die Bemühungen einzubeziehen, damit gewährleistet bleibt, was eine Generation vor ihr aufgebaut hat. Die deutsch-französische Freundschaft ist ein hohes Gut, das man nicht nur den Politikern und amtlichen Bulletins überlassen darf. – Es bleibt viel zu tun, packen wir’s an! –